Adelheid von Boeselager Portrait

Nachruf Adelheid von Boeselager

Adelheid von Boeselager  (29.9.1942 Eggermühlen  –  30.6.2023 Bonn)

Ein Nachruf von Annette Keinhorst

Die kürzlich verstorbene Adelheid von Boeselager war die erste Vorständin der frauenbibliothek saar.

Aus dem westfälischen Adel stammend  kam Adelheid von Boeselager nach dem Studium ins Saarland (damals noch als verheiratete Adelheid Backes).

Hier entdeckte sie schon bald die Neue Frauenbewegung  und schloss sich der studentisch geprägten Saarbrücker Frauengruppe  an. Pfeife rauchend und diskutierend traf frau sie fortan häufig im „Frauenladen“ in der Cecilienstraße 29. Die baldige Gründung einer Untergruppe „Frauen ab 30“ durch Adelheid und einige Mitstreiterinnen (u.a. auch die kürzlich verstorbene Dr. Gerlinda Smaus) wurde zwar von den jüngeren Feministinnen eher schmunzelnd aufgenommen, schuf aber ein Forum für beruflich und familiär stärker eingebundene Feministinnen.

Die (Frauen-)Friedensbewegung der Achtziger Jahre elektrisierte sie. Schon bald beteiligte sie sich aktiv, nahm mit ihrer „Bezugsgruppe“ an Aktionen des gewaltfreien Widerstands gegen die damalige Nato-Nachrüstung teil, organisierte Trainings, warb um neue Aktivistinnen und für die Anliegen der weltweiten Frauenfriedensbewegung. Bei Gartenfesten und auf Geburtstagsfeiern brachte sie Frauen jeglicher Couleur zusammen und unterstützte so die feministischen Netzwerke.

Als Gymnasiallehrerin in Neunkirchen unterrichtete sie zeitlebens fast ausschließlich den männlichen Teil der Jugend. Umso mehr fühlte sie sich angesprochen von der Einrichtung einer Fachkommission durch die Landesfrauenbeauftragte Dr. Otti Stein zu  „Geschlechtsrollenklischees in saarländischen Schulbüchern“. Hier konnte sie ihre berufliche Expertise und ihr frauenpolitisches Interesse gleichermaßen einbringen.

Dem Verein für Frauenbildung und -kultur FF hatte sie sich kurz nach dessen Gründung Mitte der Achtziger Jahre angeschlossen und vertrat diesen viele Jahre als streitbare Delegierte im Frauenrat Saarland.

Die Gründung der frauenbibliothek & dokumentationszentrum frauenforschung  1990 unterstützte sie aus ganzem Herzen und mit voller Kraft. So wurde sie auch (zusammen mit Ilse Köhl) zur ersten Vorständin der noch jungen Einrichtung gewählt. Nach ihrer Vorstandstätigkeit blieb sie der FrauenGenderBibliothek Saar persönlich und als Förderin noch lange verbunden. So verfügt die FGBS heute über einen Vorlass von Adelheid von Boeselager mit Dokumenten ihres frauenpolitischen Denkens und Handelns.

Als sie krankheitsbedingt 2017 das Saarland verließ, um in die Nähe ihrer Schwester im Rheinland zu ziehen, beendete sie ihre Saarbrücker Aktivitäten. Über mehr als vier Jahrzehnte war sie eine aufmerksame Beobachterin und Begleiterin der frauenpolitischen Entwicklungen im Land gewesen. Ihre lebenslange Zuneigung galt den Frauen: ob in ihrer Frauen-Wohngemeinschaft auf dem Rotenbühl oder in der Unterstützung von Künstlerinnen und frauenbewegten Vereinen. Frau konnte immer auf ihre Solidarität bauen – so wird sie uns in Erinnerung bleiben.