(Pressemitteilung von i.d.a.) ||
Die Zusage von Bundesfrauenministerin Kristina Schröder (CDU), den FrauenMediaTurm in Köln für die kommenden vier Jahre mit jeweils 150.000 Euro zu unterstützen, haben Archive und Dokumentationszentren der Frauenbewegungsgeschichte in Deutschland mit Interesse aufgenommen. Sie sehen darin eine positive Wende in der bislang üblichen Förderpraxis des Bundes und hoffen auf zukünftige Zuwendungen auch für ihre Einrichtungen.
Mit dieser Förderung, „wird vom BMFSFJ der Dokumentation von Frauenbewegungsgeschichte in Deutschland endlich das Gewicht gegeben, das ihr seit langem gebührt, aber bisher vorenthalten wurde,“ heißt es in einer Stellungnahme der Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel. Befremdlich sei allerdings, dass hier erstmalig die föderalen Strukturen außer Acht gelassen würden, wonach Archive zur Frauenbewegung in Deutschland dezentral organisiert sind und bislang als Länder- und nicht Bundesangelegenheit definiert wurden.
Bund bislang nicht zuständig
„Die unzureichende finanzielle Absicherung dieser Archive ist seit langem bekannt. Trotz der Einmaligkeit der Aufgaben und der Bestände und obwohl einige in ihren Sammlungen bundesweit orientiert sind, werden sie bisher nicht vom Bund finanziert. Das macht nicht nur die Arbeit in den einzelnen Archiven mühsam, auch eine Vertretung in Fachgremien auf EU-Ebene ist deshalb erschwert – für Deutschland, eines der größten Länder innerhalb der EU, ein unhaltbarer Zustand!“ So die Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung, die seit 2007 gemeinsam mit anderen Einrichtungen und dem Dachverband der deutschsprachigen Frauen-/Lesbenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen (i.d.a.), unterstützt vom Deutschen Frauenrat, von Frauenforscherinnen und PolitikerInnen für finanzielle Absicherung auf Bundesebene kämpft. Bisher ohne Erfolg, weil der Bund sich für die Förderung nicht zuständig sah.
Neue Förderpolitik auf andere Einrichtungen ausdehnen
„Vor diesem Hintergrund ist es höchst erfreulich, dass sich Kristina Schröder als Bundesfrauenministerin jetzt in der Verantwortung sieht“, heißt es in der Stellungnahme der Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung weiter. Die Absicherung des FrauenMediaTurms könne allerdings nur ein erster Schritt sein, denn dessen Bestände spiegelten nur einen Bruchteil der Frauenbewegungsgeschichte in Deutschland wider. Um diese insgesamt für die Zukunft zu bewahren und zugänglich zu machen, damit die „Geschichte der Emanzipation auch für die folgenden Generationen ein lehrreicher Augenöffner“ werden kann, bedürfe es mehr. „Die jetzt begonnene Förderpolitik muss konsequent auf die relevanten Archive ausgedehnt und verstetigt werden“, fordert die Kasseler Stiftung. „Damit aus dem ersten Schritt des BMFSFJ ein Lauf für die Frauenbewegung wird.“
Die Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung, Spezialistin der ersten Frauenbewegungen und Herausgeberin einer wissenschaftlichen Vierteljahresschrift (Ariadne), wird jährlich mit 200.000 Euro aus hessischen Landesmitteln gefördert und erhält einen Mietkostenzuschuss der Stadt Kassel. Das Archiv bearbeitet jährlich rund 300 direkte Anfragen und zählt über 250.000 Zugriffe auf seine Online-Datenbanken. 2011 wurde es in das Verzeichnis national wertvoller Archive vom Kulturgutschutz Deutschland aufgenommen.
Gute Beziehungen zur Regierungsspitze helfen Schwarzer
Der FrauenMediaTurm in Köln, ein Projekt der Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer, ist eine vor allem auf die neuen Frauenbewegungen spezialisierte Bibliothek. 2011 waren dort nach eigenen Angaben rund 250 BesucherInnen akkreditiert. Bislang wurde die Einrichtung jährlich mit 210.000 Euro aus NRW-Landesmitteln gefördert. Diese Unterstützung wurde Ende vergangenen Jahres auf 70.000 Euro gekürzt. Schwarzer sah sich daraufhin als Opfer einer „Intrige“ der rot-grünen Landesregierung und machte sich ihre guten Beziehungen in die Spitze der Bundesregierung zunutze. Sie gilt u.a. als politische Freundin von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).