Die FrauenGenderBibliothek Saar lädt am Freitag, 30.10.2015 um 19:00 Uhr zu einer Buchvorstellung in die Großherzog-Friedrich-Straße 111 in Saarbrücken ein:
Normierte Kinder. Effekte der Geschlechternormativität auf Kindheit und Adoleszenz
Geschlechternormen beeinflussen uns von Geburt an – bis ans Ende unseres Lebens. Welche Effekte haben sie auf die Erziehung von Kindern und Jugendlichen?
Vermittelt durch Eltern/Familie, Schule und Gleichaltrige sind sie bislang Teil zwischenmenschlicher Beziehungen. Das Buch von Erik Schneider und Christel Baltes-Löhr zeigt: Die konventionelle Annahme einer Zweigeschlechtlichkeit führt dazu, dass Kindern geschlechterrollentypisches Verhalten beigebracht wird, um ihre Geschlechtsidentität herauszubilden. Der Vortrag geht den Gründen für diese Vorgehensweise nach und eröffnet die Diskussion über die Kluft zwischen den geltenden Normvorstellungen und der Vielfalt unterschiedlicher Lebensentwürfe. Die beiden AutorInnen zeigen den Weg auf zu einer Kultur des Respekts und der gegenseitigen Anerkennung.
ReferentInnen:
Erik Schneider (Dr. med.), Psychiater und Psychotherapeut, ist freiberuflich tätig im Bereich Medizin, Recht und Ethik. Christel Baltes-Löhr (Prof. Dr.), Genderbeauftragte der Universität Luxemburg, ist u.a. Gender-Expertin in der EU Helsinki Group »Women and Science« und Koordinatorin der luxemburgischen nationalen Kontaktstelle im europäischen Migrationsnetzwerk (EMN NCP LU). Sie lehrt an der Universität Luxemburg.
Die Veranstaltung findet statt in Kooperation mit dem FORUM GESCHLECHTERFORSCHUNG der Universität des Saarlandes, Ansprechpartnerin: Univ.-Prof. Dr. Astrid M. Fellner
http://www.amerikanistik.uni-saarland.de/
Der Eintritt ist frei.
Veranstaltungsort, weitere Infos und Anmeldung:
FrauenGenderBibliothek Saar
Großherzog- Friedrich- Str. 111, 66121 Saarbrücken
info@frauengenderbibliothek-saar.de
Facebook: Frauen Gender Bibliothek Saar
Referentin Selma Steitz, Studierende der Anglistik und vergleichenden Literaturwissenschaften an der Universität des Saarlandes, hat ihre Bachelorarbeit über Intersexualität in der amerikanischen Literatur verfasst. Auslandsaufenthalte in Schottland und Schweden vertieften ihre Einblicke in aktuelle Genderfragen. Zudem beschäftigt sie sich als Aktivistin im Queer Referat und als Leserin seit langem mit Literatur und Forschung zum Thema dieses Vortrags und stellt sich die Frage: Wieviel Geschlecht braucht der Mensch?
Wir freuen uns auf einen spannenden Vortrag und angeregte Diskussionen.
Frauenforscherin, Sprach- und Literaturwissenschaftlerin
* 29.04.1939 in Heidelberg, † 01.03.2013 in Saarlouis ||
Bereits im 18. Jahrhundert wusste der deutsche Dichter und Philosoph Johann Gottfried Herder, dass »Stil aus dem Sprechen und nicht Sprache aus künstlichem Stil« zu lernen sei. Der Analyse von Sprache und Stil hatte sich auch Barbara Sandig verschrieben, die zwischen 1979 und 2004 Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität des Saarlandes und zudem eine großzügige und langjährige Förderin der Frauen- und Genderbibliothek in Saarbrücken war.
Nach ihrem Studium der Germanistik und Romanistik in Freiburg, Dijon und Heidelberg promovierte Barbara Sandig 1971 als Schülerin von Peter von Polenz zum Thema der grammatischen Besonderheiten von Zeitungsschlagzeilen am Germanistischen Seminar in Heidelberg. 1976 habilitierte sie sich dort mit einer Arbeit über die pragmalinguistischen Grundlagen einer sprachwissenschaftlichen Stilistik. Zwischen 1989 und 1990 leitete sie als erste Frau den früheren Fachbereich »Neuere Sprach- und Literaturwissenschaften« im Rahmen eines interdisziplinären Sonderforschungsbereiches der Computerlinguistik an der Universität des Saarlandes. Neben ihrer klassischen sprach- und literaturwissenschaftlichen Ausrichtung tat sich Barbara Sandig zudem im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung hervor und schuf mit dem interdisziplinär ausgerichteten Projekt »SOFIE – Schriftenreihe zur Frauenforschung« ein Pionierprogramm an der Universität des Saarlandes. Seit 1995 wurden in dieser Reihe überwiegend Dissertationen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften mit frauen- und/oder geschlechterspezifischen Themen publiziert. Insbesondere Studien zu Berufs- und Geschlechterrollen konnten hier verankert werden. Barbara Sandig selbst widmete sich im Rahmen ihrer Frauenforschung u.a. dem Stellenwert der Gesprächspsychotherapie für das weibliche Selbstkonzept oder der Selbstbewertung von Frauen in Autobiographien seit dem 18. Jahrhundert. Neben ihrer großen fachlichen Kompetenz schätzten Kollegen und Freunde insbesondere ihre herzliche Art und ihr einnehmendes Wesen.
Der Frauenbibliothek Saar war Barbara Sandig langjährig verbunden, als fachkundige Beraterin und als Mitglied im Förderverein. Wir verlieren mit ihr eine Pionierin der Frauen- und Genderforschung an der Universität des Saarlandes und eine solidarische Unterstützerin der außeruniversitären Frauenbildungsbewegung im Saarland. Und um aus der Traueranzeige ihrer FachkollegInnen in der ZEIT vom 14.3.2013 zu zitieren: »Barbara Sandig war und bleibt für uns durch ihre wissenschaftliche Integrität und Menschlichkeit Vorbild. Als engagierte Frau hat sie im Universitätsleben Maßstäbe gesetzt und viele andere gefördert. Sie war nie laut, aber immer gefragt, ihre Stimme hatte Gewicht. Sie wird für uns nicht verstummen.«
Die FrauenGenderBibliothek Saar arbeitet im Schnittpunkt von akademischer Frauen- und Genderforschung und feministischer und frauenpolitischer Praxis. Wichtiger Bestandteil dieses Selbstverständnisses ist die öffentliche Fachbibliothek zu Frauen- und Genderfragen.
FGBS Fachbibliothek Lesebereich mit Regalen
Unsere Bestände
Hier finden BesucherInnen über 15.000 Bücher und Fachzeitschriften. Insgesamt 29.000 Datensätze sind in unserer Datenbank recherchierbar.
Die Themenpalette reicht von internationaler Frauenbewegung bis zu genderorientierter Arbeitsmarktforschung, von Migration über Militarismus bis zur Geschlechtergeschichte. Neben einschlägigen Monografien und Sammelwerken finden sich Nachschlagewerke, Statistiken, Ton- und Bilddokumente, Zeitschriften und Pressedossiers. Die internationale Belletristik umfasst (meist übersetzte) Romane, Erzählungen und Lyrik von renommierten Schriftstellerinnen aus aller Welt, von Alice B. Toklas bis Unica Zürn, von Anna Achmatowa bis Zora Neale Hurston.
Alle Titel sind inhaltlich erschlossen und in einem Katalog erfasst. Sie können online über den Verbundkatalog META recherchiert werden und von Nutzerinnen und Nutzern in der Bibliothek gegen Gebühr ausgeliehen werden.